Die Geschichte des Filmes

12 Jahre lang im "Giftschrank" des Fernsehens

 

Der Film "Tisch No. 6" entstand ursprünglich als Diplomfilm von Carola Hauck. Es dauerte einige Zeit und viele Gespräche, bis der Film endlich an einem Anatomischen Institut gedreht werden durfte. Insgesamt war die Regisseurin drei Jahre mit dem Film von der Idee über die Recherche, der Dreherlaubnis, dem Dreh im Wintersemester 1997/98 bis zur Fertigstellung beschäftigt. Ausschlaggebend war zum Einen, dass an manchen Hochschulen befürchtet wurde, dass der Filmdreh ein Vorwand für eine andere Art von Recherche sein sollte, eine, die sich auf alte Präparate in der Anatomischen Sammlung bezöge. Andere wiederum hatten Angst, dass die Anatomie in ein schlechtes Licht gerückt würde.

 

Es gab aber auch einige Universitäten, die das Projekt unterstützt haben. In den meisten Fällen war es wegen der Gewährung der absoluten Anonymität im Donationsvertrag der jeweiligen Universität nicht möglich, dort den Film zu realisieren.

 

Das Anatomische Institut in Freiburg im Breisgau hatte eine solche Gewährleistung nicht. Im Gegenteil, hatten Sie sich von den Körperspendern zusichern lassen, dass für Dokumentationszwecke z.B. Fotos gemacht werden dürften. Wir waren uns im Gespräch einig geworden, dass das Film-Team stets darauf achten würde, dass der Leichnam nicht als die Person, die sie war, erinnert werden könnte. Das Team wusste zu keiner Zeit, um wen es sich bei dem Leichnam auf dem Tisch Nr. 6 im Präpsaal 1 handelte. Auch die Bestattung war anonym. Nachdem die Freiburger das "OK" gegeben hatten, musste erst der Beginn des neuen Wintersemesters abgewartet werden, um drehen zu können. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass wir die Erlaubnis hatten, alles zu drehen, was im Anatomischen Institut gemacht wurde: von der Leichenwäsche, dem Aufbahren, dem Präparieren und die Arbeit der Präparatoren. Außergewöhnlich war, dass wir diese generelle Erlaubnis hatten und nicht jedes mal vor einem geplanten Dreh gesondert um Erlaubnis bitten mussten.

 

Man kann sich kaum vorstellen, was das für ein Vertrauensvorschuss war. Ich danke an dieser Stelle besonders noch einmal Herrn Professor Flöel und Herrn Professor Christ.

 

Bevor wir anfangen konnten zu drehen, musste alles Mögliche besprochen sein. Schließlich kann man keinen Film - und einen solchen erst Recht nicht - aus der hohlen Hand machen. Es wurde darüber gesprochen, ob in Farbe oder Schwarz/Weiß, auf Film oder Beta (Videoformat) gedreht wird. Ich war definitiv für Film und Schwarz/Weiß. Schließlich sollten die Zuschauer den Film länger als 10 Minuten ertragen können. Nachdem den Professoren an der Filmakademie dann die Vergleichsfotos vorlagen, war die Entscheidung klar.

 

Da das natürlich eine Geldfrage ist und Film sehr viel teuer als Video, mussten wir erst einmal eine Rolle Film testen und auch 10 Minuten Beta. Es war sofort zu erkennen, was wir befürchtet hatten: Im Videobild wurden ständig die abstehenden Haare mit dem überstrahlenden Fensterkreuzen verrechnet. Es war eine ständige Unruhe im Bild.

 

Der Film wurde am Tisch Nr. 6 gedreht, da dort die besten Lichtverhältnisse waren und das Kamerateam nicht um eine Säule herum musste. Die Studenten waren per Losverfahren den Präptischen zugewiesen worden und somit waren die Protagonisten zufällig . Wir hatten nur einen Tag Zeit, die Studenten kennen zu lernen, und mit ihnen abzustimmen, wer nichts dagegen hat und wer absolut nicht gefilmt werden wollte.

 

Die Drehzeit war sehr anstrengend und eine tolle Zeit zugleich. Ich danke Hans-Peter Eckardt für seine tolle Handkamera, die seinesgleichen sucht. Außerdem danke ich Suza Fettweiß als Tonfrau, Knut Schmitz und Gunnar Fuß für den Mut und Ihre Ausdauer, im Präpsaal zu drehen.

 

Der damalige SDR kaufte eine Fernsehfassung, wobei die betreuende Redakteurin nicht müde wurde, zu betonen, dass die Leiche eigentlich nicht gezeigt werden sollte. Ich hatte meine Gründe, das Gegenteil zu tun. Der Film zeigt, dass es hier nicht um Effekthascherei geht. Schließlich sollten wir einige Schlüsselszenen aus dem Film herausschneiden, der fünf Tage später gesendet werden sollte. Wir schnitten nicht alles raus und so musste der Film noch dem Intendanten vorgeführt werden. Die Fernsehzeitungen hatten den Film in der Fernsehfassung schon angekündigt.

 

Aus angeblich technischen Gründen, wurde er dann im Fernsehen doch nicht gezeigt. Bis heute nicht.

 

Jetzt ist er wieder zu sehen.

 

 

 

 

kreatur-hauck Gbr

 

Carola Hauck

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