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Tisch No. 6 auf Viamedici /Thieme

 

 

Tisch No. 6

Ein Dokumentarfilm über den Präp-Kurs in Freiburg von Carola Noëlle Hauck

 

 

Ein anderer Blickwinkel

 

Was kann dem Medizinstudenten ein Film über den Präp-Kurs Neues vermitteln?

Die meisten haben ihn ja selbst erlebt. Die anderen, die noch nicht so weit sind, wollen ihn noch erleben, ohne sich vorher mit einem Bild abzugeben, das bestimmt von einer Nicht-Medizinerin stammt ...

 

 

 ... es stimmt schon einmal nicht, dass die Filmemacherin Carola Noëlle Hauck eine Nicht-Medizinerin ist. Sie hat vor ihrem Studium an der Filmakademie Ludwigsburg selbst vier Jahre lang Medizin studiert. „Also“ , denkt sich der Zuschauer, „dann ist das ja vielleicht ein Film von Mediziner für Mediziner.“ Aber auch das ist weit gefehlt.

 

Der Film Tisch No. 6 ist ein in schwarz weiß gedrehter Dokumentarfilm über den Präparierkurs in Freiburg. Er diente der Regisseurin als Abschlussarbeit ihres Studiums. Im Film werden die zahn Studenten und Studentinnen von Tisch No. 6 vom ersten Tag bis zum letzten begleitet. Dabei werden viele Momente, wie zum Beispiel die Testate oder die Leichenwende, erfasst.

 

 

In zahlreichen Einzelinterviews bleibt immer wieder Raum, über die nicht anatomischen Dinge, die einen beim Präparieren beschäftigen, zu reden. Und es wird viel geredet. Einige Leute, die den Film sehen, finden sogar, dass im Präpsaal zu viel geredet wird. Aber das ist nicht richtig. Wer den Präp-Kurs schon hinter sich hat, der weiß, dass es meist eher komisch bzw. locker zu geht. Das zeigt der Film sehr gut.

 

 

Im Präp-Kurs wird nicht über den Tod, den Verstorbenen oder seine Seele gesprochen. Aber wenn man ehrlich ist, dann geschieht dies doch aus dem Grund, weil man zum eigenen Schutz eine Verdrängungs-Mauer aufbaut. Dies ist nichts verwerfliches und hilft den Studenten sicher, den Kurs besser und effektiver zu überstehen. Doch mit dem Film kann man sich diese Gedanken machen.

 

 

Der Blick, mit dem Carola Noëlle Hauck den Saal, die Leiche, den Dozenten Dr. Flöel und die Studenten filmt, ist schon der eines Nicht-Mediziners. Der Film ist schließlich auch für medizinische Laien und nicht ausschließlich für ein Fachpublikum gemacht. Eindrucksvolle, schon fast gespenstische Szenen werden von dunkler Musik unterlegt. Die Musik ist übrigens aus den Geräuschen der Anatomie gemacht worden. Aber ist dieser Blickwinkel so unnormal? Wie würde ein Außenstehender einen Tag im Präp-Saal erleben? Bizarr ist auf alle Fälle, was da abläuft. Das wird jeder im Nachhinein zugeben. Trotzdem gelingt es dem Film, weit von den Schauermärchenfilmen wie „Anatomie“ mit Franka Potente weg zu bleiben. Es ist schließlich alles echt.

 

 

Noch etwas macht den Film äußerst sehenswert: Man bekommt Bilder zu sehen, die dem normalen Medizinstudenten vorenthalten bleiben. Wie z.B. das Vorbereiten der Leichen oder deren Beerdigung. Und man bekommt durch Interviews mit der Präparatorin des Anatomischen Institutes auch einen Einblick in deren Gedankenwelt.

 

 

Für Freiburger Mediziner ist der Film schon eher eine Komödie. Wer kennt nicht den legendären Dr. Flöel mit seiner penetranten Art zu fragen und wie er seine Studenten so verunsichert?

 

Durch den Film gewinnt man Eindrücke, die einem als Student normalerweise verwehrt bleiben. Sei es, dass man z.B. von der Beerdigung nichts weiß, oder weil man sich aus Verdrängung heraus nicht mit dem Thema tiefer beschäftigen will.

 

 

Darum ist der Film jedem zu empfehlen, der den Präp-Kurs bereits hinter sich hat oder gerade macht und bereit ist, die Dinge noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

 

 

Ich danke der Viamedici Redaktion für den Artikel

 

 

 

 

kreatur-hauck Gbr

 

Carola Hauck

Nördliche Auffahrtsallee 21

80638 München

 

info[@]tisch-no6.de

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